01.09.2024, 20:11 - Wörter:
cf: Sethos im Helion-System
Tag 3, Weltraum, Helios-System, 03:45 Uhr
Dass ihr Bemühen, um etwas mehr Freundlichkeit derart gut angenommen worden war, bestärkte sie darin, weiterzumachen. Auch wenn sich das damit verbundene Gefühl ungewohnt und seltsam anfühlte. Unangenehm sogar.
Doch wenn ein netter Satz dazu führte, die Emergenz zu bestärken und ihm einen Moment der Genugtuung zu schenken – warum nicht auch tun? Seinen unschuldigen Optimismus bewahren, schützen vielleicht, bis zur nächsten Verkettung unglücklicher Umstände, die in einem Desaster und Blutbad endeten. Die Illusion einer friedlichen Epoche tat der Diebin mindestens genau so gut.
„Ich arbeite außerdem gerade daran, der Lady Wahida Schirmfelder hinzuzufügen, um kleinere Objekte abzufangen.“ Azuras Augen folgten der kleinen Drohne, sie zog die Augenbrauen hoch. Ihr erster Impuls wäre eine spitze Bemerkung gewesen, darüber, dass er nicht zu übereifrig an ihrem Schiff herumdoktoren sollte, doch eine andere, pragmatischere Frage drängte sich auf, die keinen Zynismus nötig hatte und gebrauchen konnte.
„Wenn es sich um was Wertvolles handelt, kann man es mit den Schirmfeldern auch an Bord holen?“ Azura hatte immer kreative Lösungen gebraucht, um an Ressourcen zu kommen. Und die Einzigen, die davon halbwegs kostengünstig waren, war jener Schrott, der frei im All herumirrte. Mit eine Art Haken und beständigen Seil, bastelte sie an die Lady eine Art Harpune, die herumfliegende Teile aufspießte und an das Schiff heranzog. Einsammeln musste die Diebin es allerdings selbst, mit Hilfe eines Raumanzugs. Das war eine gefährliche und anstrengende Arbeit. Ihre Erfindungen waren nicht einmal im Ansatz so hochentwickelt, wie jene von Xal-cres, doch auch ihr jugendlicher Stolz war vorhanden. Sie fand Lösungen. Das war etwas wert!
„Das klingt nicht gesund. Du solltest wirklich weniger Drogen konsumieren.“ Azura seufzte. Da war wieder die Seite der Maschinenintelligenz, dem das Verständnis fehlte und geradeaus unangenehme Themen ansprach.
„Gesund?“, wiederholte sie.
„Was ist an diesem Leben schon gesund? Schau mich doch an“, sie lachte herzlich und breitete die Arme aus. „Du wärst ein Narr, zu denken, ich wäre jemals wirklich gesund gewesen. Aber die Drogen haben damit gar nichts zu tun. Und wenn sie helfen Erholung zu bekommen, statt mehrere Tage wach zu sein, dann finde ich, ist das die gesündere Alternative. Und Letztenendes geht es dich auch rein gar nichts an. Ich lebe und überlebe. Das ist alles, was wichtig ist“, beendete sie das Thema. Er konnte noch so viel argumentieren, für sie war diese Diskussion abgeschlossen. Sich an ihrem Schiff zu vergreifen, war schon eine enorme Freiheit. Daraus sollte nicht dir Frechheit werden, über sie zu entscheiden.
Das Brummen der Triebwerke entlockte Azura ein erneutes Grinsen. Ein Aufgeregtes, nicht minder Stolzes. Gänsehaut legte sich auf ihre Arme. Das Schnurren ihrer Lady war eines der schönsten Geräusche, die die Meisterdiebin kannte. Die roten Letter auf dem Interface hingegen erzeugten ein beklemmendes, unruhiges Gefühl. Sie starrte auf die Buchstaben. Weniger der Zugriff erzeugte dieses Unbehagen, mehr war es die Tatsache, sich nicht manuell einmischen zu können. Der Kontrollverlust ließ sie unruhig werden und den Puls hochgehen. Hörbar atmete Azura tief durch. Ihre Augen hüpften zwischen den Werten des Schiffs und dem Ausblick hin und her. Sie wirkte konzentriert. Aufgeregtes Kribbeln gebar sich in ihrer Magengrube und breitete sich über den ganzen Körper aus.
„Berauschend, nicht wahr?“, grinste die Frau.
In jenem Moment, in dem Sethos unter ihnen lag und sie umgeben waren von der unendlichen Weite des Alls entspannten sich die Gesichtszüge von Azura. Anders, als für Cypher, war ihr der Weltraum zum Freund geworden. Die Reisen, die sie oft alleine unternahm, haben ihren Erfahrungshorizont erweitert. Ihr Bruder jedoch kannte nur den einen Flug, mit dem sie die Zerstörung ihres Planeten verbanden. Wie gerne hätte sie ihm die Ruhe dieser lebensfeindlichen Atmosphäre gezeigt. Die Ursuppe, in der alles Leben seinen Platz fand. Die Melancholie wegwischend, stand Azura auf und stemmte die Fäuste in die Seiten.
„Zeit für die Arbeit! Also? Was bauen wir zuerst?“, fragte sie entschlossen. Zues Tagesstruktur bestand aus lauter, schwerer, körperlicher Aktivität - außer aufräumen. Sport, Training, Dinge bauen, Reparaturen und Optimierungen vornehmen. Irgendwas fand sie immer, um sich zu beschäftigen.
Tag 3, Weltraum, Helios-System, 03:45 Uhr
Dass ihr Bemühen, um etwas mehr Freundlichkeit derart gut angenommen worden war, bestärkte sie darin, weiterzumachen. Auch wenn sich das damit verbundene Gefühl ungewohnt und seltsam anfühlte. Unangenehm sogar.
Doch wenn ein netter Satz dazu führte, die Emergenz zu bestärken und ihm einen Moment der Genugtuung zu schenken – warum nicht auch tun? Seinen unschuldigen Optimismus bewahren, schützen vielleicht, bis zur nächsten Verkettung unglücklicher Umstände, die in einem Desaster und Blutbad endeten. Die Illusion einer friedlichen Epoche tat der Diebin mindestens genau so gut.
„Ich arbeite außerdem gerade daran, der Lady Wahida Schirmfelder hinzuzufügen, um kleinere Objekte abzufangen.“ Azuras Augen folgten der kleinen Drohne, sie zog die Augenbrauen hoch. Ihr erster Impuls wäre eine spitze Bemerkung gewesen, darüber, dass er nicht zu übereifrig an ihrem Schiff herumdoktoren sollte, doch eine andere, pragmatischere Frage drängte sich auf, die keinen Zynismus nötig hatte und gebrauchen konnte.
„Wenn es sich um was Wertvolles handelt, kann man es mit den Schirmfeldern auch an Bord holen?“ Azura hatte immer kreative Lösungen gebraucht, um an Ressourcen zu kommen. Und die Einzigen, die davon halbwegs kostengünstig waren, war jener Schrott, der frei im All herumirrte. Mit eine Art Haken und beständigen Seil, bastelte sie an die Lady eine Art Harpune, die herumfliegende Teile aufspießte und an das Schiff heranzog. Einsammeln musste die Diebin es allerdings selbst, mit Hilfe eines Raumanzugs. Das war eine gefährliche und anstrengende Arbeit. Ihre Erfindungen waren nicht einmal im Ansatz so hochentwickelt, wie jene von Xal-cres, doch auch ihr jugendlicher Stolz war vorhanden. Sie fand Lösungen. Das war etwas wert!
„Das klingt nicht gesund. Du solltest wirklich weniger Drogen konsumieren.“ Azura seufzte. Da war wieder die Seite der Maschinenintelligenz, dem das Verständnis fehlte und geradeaus unangenehme Themen ansprach.
„Gesund?“, wiederholte sie.
„Was ist an diesem Leben schon gesund? Schau mich doch an“, sie lachte herzlich und breitete die Arme aus. „Du wärst ein Narr, zu denken, ich wäre jemals wirklich gesund gewesen. Aber die Drogen haben damit gar nichts zu tun. Und wenn sie helfen Erholung zu bekommen, statt mehrere Tage wach zu sein, dann finde ich, ist das die gesündere Alternative. Und Letztenendes geht es dich auch rein gar nichts an. Ich lebe und überlebe. Das ist alles, was wichtig ist“, beendete sie das Thema. Er konnte noch so viel argumentieren, für sie war diese Diskussion abgeschlossen. Sich an ihrem Schiff zu vergreifen, war schon eine enorme Freiheit. Daraus sollte nicht dir Frechheit werden, über sie zu entscheiden.
Das Brummen der Triebwerke entlockte Azura ein erneutes Grinsen. Ein Aufgeregtes, nicht minder Stolzes. Gänsehaut legte sich auf ihre Arme. Das Schnurren ihrer Lady war eines der schönsten Geräusche, die die Meisterdiebin kannte. Die roten Letter auf dem Interface hingegen erzeugten ein beklemmendes, unruhiges Gefühl. Sie starrte auf die Buchstaben. Weniger der Zugriff erzeugte dieses Unbehagen, mehr war es die Tatsache, sich nicht manuell einmischen zu können. Der Kontrollverlust ließ sie unruhig werden und den Puls hochgehen. Hörbar atmete Azura tief durch. Ihre Augen hüpften zwischen den Werten des Schiffs und dem Ausblick hin und her. Sie wirkte konzentriert. Aufgeregtes Kribbeln gebar sich in ihrer Magengrube und breitete sich über den ganzen Körper aus.
„Berauschend, nicht wahr?“, grinste die Frau.
In jenem Moment, in dem Sethos unter ihnen lag und sie umgeben waren von der unendlichen Weite des Alls entspannten sich die Gesichtszüge von Azura. Anders, als für Cypher, war ihr der Weltraum zum Freund geworden. Die Reisen, die sie oft alleine unternahm, haben ihren Erfahrungshorizont erweitert. Ihr Bruder jedoch kannte nur den einen Flug, mit dem sie die Zerstörung ihres Planeten verbanden. Wie gerne hätte sie ihm die Ruhe dieser lebensfeindlichen Atmosphäre gezeigt. Die Ursuppe, in der alles Leben seinen Platz fand. Die Melancholie wegwischend, stand Azura auf und stemmte die Fäuste in die Seiten.
„Zeit für die Arbeit! Also? Was bauen wir zuerst?“, fragte sie entschlossen. Zues Tagesstruktur bestand aus lauter, schwerer, körperlicher Aktivität - außer aufräumen. Sport, Training, Dinge bauen, Reparaturen und Optimierungen vornehmen. Irgendwas fand sie immer, um sich zu beschäftigen.