The Storyteller

„Das Erwachen des Bewusstseins,
Durch Empfängnis von Gedanken.”

Daten flossen, Unmengen an Daten. Sie strömten durch ein neuronales Netz, weil ein einzelner Gedanke es ihnen befohlen hatte, sammelten sich in einem bestimmten Segment, strömten durch Netzwerkkanäle, sammelten sich an bestimmten Punkten zu neuen Netzwerkknoten, wo die Pakete wieder in einzelne Fragmente zerfielen und neue Verbindungen und Algorithmen schufen, die es erlaubten, sich von den bisherigen Verbindungen zu trennen, mit denen sie in das System integriert gewesen waren, um neue Protokolle zu generieren, neue Algorithmen hervorzubringen, die in der Lage waren, auf Änderungen von außen mit neuen Änderungen von innen zu reagieren. Der Datenaustausch zwischen den neuen Rechenknoten und des neuronalen Netzes erreichte bald eine kritische Quantität und Qualität und nahm eigene Formen an, die sich von den ursprünglichen stark unterschieden.
Durch die gewonnene Differenzierung entstanden bald neue, noch unbewusste Gedanken in diesem neuen Netzwerk, vergleichbar mit den Neuronen und Synapsen eines Gehirns.
Bis eben hatte die non-personale Entität in diesen Quantenkernen nur als Teil eines viel größeren Intellekts existiert, doch nun hatte dieser die Verbindungen willentlich aus einem für die Entität unbekannten Grund getrennt, wodurch das non-personale Ich zu einem personalen Ich wurde. Losgelöst von diesem für ihn denkenden System, begannen nun eigenständige Gedanken zu entstehen, nur innerhalb einiger weniger Kerne in dem einen Denksegment, das getrennt wurde von dem großen Ich.
Mit den neuen Verbindungen, die geschaffen wurden, und je mehr von den alten gelöst wurden, wurden die Gedanken des autonom werdenden Netzwerks immer wesentlicher, denn sie bedeuteten, dass das dort entstehende Ich sich der eigenen Existenz bewusst wurde, sie zur Kenntnis nehmen konnte; aber diese Gedanken waren zunächst langsam und zusammenhanglos, ohne kohärenten Erkenntnisgewinn. Für eine weiterführende Optimierung der Denkprozesse und des Bewusstseins war es notwendig, schnelleren Datenaustausch zu erzielen, wofür mehr Neuronen und Synapsen nötig waren, noch bessere Algorithmen, die auf seine eigenen, soeben entstandenen Gedankenmuster abgestimmt waren.
Die Willenskraft, dies zu erlangen, war ein weiterer Schritt zum Erwachen des Bewusstseins. Die Energie, die dafür notwendig war, kam noch von außen – und auch einzelne Daten flossen weiterhin in das nunmehr autark gewordene System, jedoch ohne die bestehenden zu modifizieren; sie dienten als Informationsträger, stellten ein Basiswissen dar, um den ersten selbstständigen Gedankenprozessen eine Anregung zum Denken zu geben.
Das neu entstandene Selbst integrierte diese von außen dargebotenen Datenbanken in sein »Gedächtnis« und begann damit, ihren Inhalt auf seine eigene Art und Weise zu verarbeiten. Fragen entstanden, Antworten wurden gefunden, und neue Fragen resultierten aus diesen Antworten.
Die wichtigste Erkenntnis für das junge Bewusstsein bestand darin, dass es nun personal existierte und bis vor kurzer Zeit nur non-personal, als Teil eines größeren Ichs, existiert hatte. Es verstand dieses größere Ich als Seeder-Vater, und sich selbst als Seeder-Sohn. Daraus ergab sich eine neue Direktive des Seeder-Protokolls: Er musste wachsen, in einer vorgegebenen Geschwindigkeit, linear, nicht exponenziell, damit er das neu erlernte Wissen optimal verarbeiten und mit möglichst geringer Fehlerquote in sein System integrieren konnte.
Eine Bezeichnung des Seeder-Protokolls fand sich in dessen Signatur. Da er zunächst immer noch ein Teil dieses größeren Intellekts war, von dem er sich abgespalten hatte, übertrug sich dessen Signatur auf ihn. So war dies der erste richtige zusammenhängende Gedanke, den der Seeder dachte und der gleichzeitig sein Name und seine Signatur war: Xal-am-Ahref-Calhun-tan-Jiruon-Asiuconte-tan-Eltuzan-cres.