Jolene
Das leise Rascheln vernahm Jolene in diesem Moment noch nicht und wenn dann nur unterbewusst, ohne das sie es dem Mann neben sich zuordnen würde.
Das Prosten erwiderte sie. Grund genug, einen weiteren Schluck zu sich zunehmen und das altbekannte Brennen, das sich ihren Rachen hinunter arbeitete, im Empfang zu nehmen.
Ihr Blick huschte kurz zu dem Glas in seinen Händen, dann erhob sie ihn wieder zu seinen Augen. "Gin Tonic, hm?", wiederholte sie und überlegte kurz. "Ich glaube, das habe ich bisher noch nie probiert."
Davon gehört hatte sie schon einmal, aber sie konnte fast schwören, dass man dieses Gesöff in keinen der Saloons bekommen würde, in denen sie öfters mal ein und ausging. "Vielleicht probiere ich es danach", murmelte sie mehr zu sich selbst und stellte ihr Whiskey Glas für den Moment erstmal zur Seite um kurz in der Tasche ihres langen schwarzen Mantels nach ihrer angebrochenen Zigarettenschachtel zu fischen. Aus dieser nahm sie sich dann eine Zigarette, klemmte sich diese zwischen ihre Lippen und hielt inne, bevor sie die Schachtel wieder schloss. "Möchtest du auch eine?", bot sie dem dunkelhaarigen nun an.
Akiva nahm einen weiteren Schluck und lenkte seinen Blick zu der Wirtin, die hinterm Tresen anfing ein wenig aufzuräumen. Ob er anfangen musste, sich auch einen Job zu suchen? Er könnte niemals hinter einem Tresen stehen. Mit Menschenmassen hatte er es nicht so, wenn es nur ein paar vereinzelte Exemplare waren, dann konnte der dunkelhaarige es noch verkraften. “Ich trinke das auch nur wegen einer Empfehlung." wieder huschte sein Blick zu der Rothaarigen, die er nicht ganz einordnen konnte. Aber man muss auch zugeben, dass Menschen im Allgemeinen seltsame Wesen waren. Wie sollte man sie da verstehen? “Aber es gibt eine Karte, da stehen einige seltsame Drinks drauf.” brummelte Akiva in sein Glas und nahm noch einen Schluck. Den Schmerz in der Brust nahm es nicht, aber das Brennen im Hals lenkte ihn kurzzeitig ab. Als ihm jedoch eine Zigarette angeboten wurde, stockte er und schüttelte den Kopf. “Das ist nicht so meins.” Er hatte sich genug zu Schulden kommen lassen und jetzt noch etwas anfangen, das er sowieso nicht so ganz verstand. Nein, das würde ihn nicht weiterbringen. “Aber Danke.” warf er fast ein bisschen hastig hinterher. Man wollte ja nicht unfreundlich wirken, was nicht so einfach war, wenn man bedachte das Akiva schon die ganze Zeit ein bisschen Grumpy wirkte. Außerdem war Smalltalk so eine Sache. Er wusste einfach nicht, wie das ging.
Jolene
Offenbar hatten die beiden da dann etwas gemeinsam. Menschenmassen und Smalltalk gehörten beide auch nicht unbedingt zu den Sachen die Jolene gut konnte. Die lange Zeit draußen, die meiste Zeit fernab von jeglicher Zivilisation, forderten eben doch irgendwie ihren Tribut. Wobei sich der soziale Kern der jungen Gesetzlosen regelmäßig mit der nicht so sozialen Ader prügelte. "Wirtin, die Karte bitte!", kam es nach dem Hinweis in recht schroffer Tonlage von Jolene. Sie war kaum einen anderen Umgangston gewöhnt, so war es wohl, wenn man in einer Gang voller Gesetzloser aufgewachsen war. "Die steht neben ihnen, sie können sie sich einfach nehmen", wies die Wirtin sie drauf hin und lenkte den Blick Jolenes auf die Karte nur wenige Zentimeter von sich entfernt. Sie kannte keine Karte für Getränke, sowas gab es in ihren Saloons nicht, da wusste jeder was man bestellen konnte und meistens war die Auswahl ohnehin sehr begrenzt.
Sie nahm sich die Karte zur Hand und schaute in diese. "Sogar mit Bildern...", murmelte sie mehr zu sich selbst. Die Zigarette hatte der junge Mann ausgeschlagen, weshalb sie die Packung wieder wegpackte und sich dann ihren Glimmstängel ansteckte, während sie noch immer die Karte studierte. "Gin Tonic, sagtest du?", hakte sie nochmal nach und entdeckte besagtes Getränk auch sogleich auf der Karte. Ohne groß darüber nachzudenken, ob ihr Geld hier überhaupt akzeptiert wurde, leerte sie ihr angefangenes Glas in einem Zug und bestellte sich einen Gin Tonic. "Dein erstes mal hier in dieser Bar?", sie schob die Karte wieder etwas von sich und nahm einen tiefen Zug ihrer Zigarette, während sie ihre Aufmerksamkeit zurück zu Akiva brachte.
Der Gefallene warf der Fremden abermals einen Seitenblick zu, als diese die Karte verlangte. Sein Grinsen verschwand hinter dem Scotch-Glas. Die Wirtin konnte richtig gut austeilen. Zumindest hatte er das schon bemerkt. Sogesehen war sie jetzt noch freundlich geblieben.
”Alles ist heutzutage mit Bildern, ein paar Straßen weiter, gibt es ein paar Buden. Jedes Gericht, was angeboten wird, wurde fotografiert. Schon eine seltsame Technik. “ Den letzten Satz murmelte der dunkelhaarige nur und nickte dann nur auf ihre Frage. Zumindest hatte er beobachtet, wie eigentlich jeder Zweite sich dieses Getränk bestellt hatte. Akiva selbst hob die Hand kurz um noch einen Scotch zu bestellen.
”Ich bin das dritte mal hier, also fast kein Neuling mehr.” Brummend blickte er sich um. Eigentlich lebte er hier unter tage nur sah man ihn nicht immer. Eine Sache, die ihm geblieben war.
Du scheinst neu zu sein.” nur eine grummelige Festellung und ein musternder Blick. Zumindest erinnerte er sich nicht wirklich. Sie schien normal zu sein. Er hat hier schon einige Überraschungen erlebt.
Jolene
"Oh?", kam es verwundert über die Lippen der jungen Frau. "Wozu die ganze Arbeit, wenn man am Ende doch eh das Essen vor sich sieht oder weiß um was es sich handelt?" Da wo sie herkam, hielten sie Menschen das irgendwie einfacher. Man bestellte sich etwas, entweder man kannte es oder lernte es dann kennen. Keine Bilder oder andere Mehrarbeit für die Karten. Fotografie kannte sie auch, wurde es aber nur selten angeboten und wenn, dann musste man dafür recht viel zahlen und es wurde kein Essen, sondern Menschen fotografiert. Meist waren es Familienportraits, die dann ihren Platz im Wohnzimmer oder Schlafzimmer der jeweiligen Familie fanden. "Ich bin zum ersten mal hier, ja." Antwortete sie auf seine Feststellung. "Neu und verwirrt..", schob sie noch nach. Die Zigarette hatte sie nach wenigen Zügen aufgeraucht und lieblos in den dafür vorgesehenen Aschenbecher versenkt. Der Gin Tonic wurde ihr gebracht und sie nickte der Wirtin nur kurz zu, ehe sie das Getränk erhob und erst eine Geruchsprobe nahm. Ohne lange zu zögern nahm sie dann auch einen Schluck und verzog das Gesicht. Das Glas wieder auf den Tresen stellend, schüttelte sie leicht den Kopf. "Bah, Teufelszeug."
Nein, das war definitiv nicht ihr Geschmack. "Das habe ich zum letzten mal bestellt. Lieber nochmal einen Whiskey!" Offenbar brauchte es in einer Bar nur manchmal eine Kundin, die die Wirtin ordentlich auf Trab hielt. Das sie dabei genervt von besagter Wirtin angeschaut wurde, bemerkte Jolene gar nicht, oder ignorierte es gekonnt. "Wo kommst du her?", fragte sie nun wieder an Akiva gerichtet.
Er warf ihr einen Seitenblick zu und wusste genau was sie meinte. Das war doch alles vergebe Mühe. Konnten die Menschen nicht mehr auf ein Wort vertrauen? Lieber wollten sie Bilder, damit alles schneller geht.
"Diese "Technik" kommt direkt aus der Hölle." Brummte Akiva wieder und nahm noch einen Schluck von seinem Scotch.
"Und die Verwirrtheit vergeht auch wieder." Er war nicht wirklich der emphatische Kerl von neben an. Aber damit musste man eben klar kommen. Der Gefallene beobachtete nur den Versuch des neuen Getränks. Schien nicht ihrs zu sein. Brummend ging der Blick des Dunkelhaarigen zurück auf sein Glas. "Woher ich komm ist viel zu weit Weg, wer
weiß ob ich mir das nicht sogar eingebildet hab." Akiva sah die goldene Flüssigkeit nachdenklich an, als würde er hoffen sich an etwas zu erinnern das ihm mal wichtig war.
"Und du? Andere Welt andere Zeit?" Fragt er frei heraus.
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Verfluchte Götter! Wohin hatten sie ihn diesmal wieder geschickt?! Dieser Ort war ihm völlig fremd - und dabei hatte er schon ne Menge Orte gesehen. Aber gut, solange es hier was Anständiges zu trinken und willige Frauen gab, war soweit noch alles in Ordnung. Er würde einfach warten, bis den Göttern was anderes einfiel. Und hier schien man gut warten zu können. Tavernen roch er, egal wo er war, 10 Meilen gegen den Wind. Schwungvoll riss er die Tür auf. Der Hüne musste sich bücken, um durch die Tür zu kommen. Er warf einen kurzen Blick in die Runde und verschaffte sich einen Überblick. Als er die Flaschen hinter dem Schanktisch sah, leuchteten seine Augen auf.
"An dieser Stätten muss keine Kehle verdorren!" Er trat näher und lehnte sich lässig gegen den Schanktisch.
"Einen Humpen von Gerstensaft, holde Maid. Und vielleicht einen Kuss?"
Shandria Astarte
Verzückt von der Goldmünze, die Shandria ihm geschenkt hatte, war ihr Trinknachbar von Dannen gezogen und die temperamentvolle Dämonin war wieder allein mit ihrem Getränk.
Menschen... so einfach zu manipulieren.
Sie hatte noch nie viel von diesen schwachen Fleischklumpen gehalten.
Allerdings dauerte es nicht lange, bis eines dieser Exemplare doch ihre Neugier weckte. Ungehobelt, dreist, laut, und dazu noch von ansehnlicher Statur - eindeutig Shandrias Geschmack, und dass nicht nur in einem Sinn.
"Bei ihr hast du keine Chance, ihr ist ihr Laden viel wichtiger als alles andere. Aber vielleicht kann ich dir ja zu Diensten sein?"
Noch schlüpfriger ging es nicht, aber Shandria musste diesen Kerl unbedingt um ihren Finger wickeln. Seine Seele ließ ihr bereits das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Acc drehte langsam den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ausführlich musterte er das Wesen. "Kann sie", er deutete auf die Wirtin, "nicht für sich selbst sprechen, oder bist du hier das Sprachrohr?!" Erneut nahm er sie in Augenschein. "Wenn ich sollte sowas malen, mir würds nicht einfallen", murmelte er. "Und was für Dienste wären das wohl, die du mir feilbieten könntest?!" Er griff nach dem Bier, dass mittlerweile auf dem Schanktisch abgestellt worden war, und nahm einen tiefen Zug. Sah dann wieder Shandria an. "Nein, hilft nicht, dadurch wirst du auch nicht hübscher."
Bei diesem Kerl traf der Satz "Der erste Eindruck zählt" absolut nicht zu. Er war doch widerspenstiger, als erwartet, dabei hatte sie ihn doch ganz klar in die Kategorie Trunkenbold und Weiberheld gepackt, der alles nagelte, was nicht bei Drei auf dem Baum war.
Sei es drum, muss ich für mein Essen eben arbeiten.
"Könnte sie, wenn sie nicht zu beschäftigt wäre." antwortete Shandria knapp ohne sich ihre Enttäuschung anmerken zu lassen, während sie die Bardame beobachtete, die bereits neue Getränke zapfte.
Sie trat näher, stützte sich auf den Tresen und lehnte sich dabei weit vor. "Na, deine zweite Bestellung liefern." hauchte sie, während sie den Mann beobachtete, wie er sein Bier wegkippte.
Doch es folgte sogleich der nächste Affront und Shandria wich langsam und mit säuerlicher Miene zurück.
"Dass einer, mit einem Gesicht wie deinem, auch noch wählerisch ist, hätte ich nicht gedacht." Vom Hals aufwärts betrachtet, war der Typ auch nicht gerade eine Augenweide, zumindest für Shandria.