The Storyteller

Breda folgte ihr, als könne er ihr in diesem Moment keinen Wunsch abschlagen. Sie hatte sich freiwillig für ihn entschieden und er würde ihr folgen. Er war es nicht gewohnt, überhaupt folgsam zu sein, aber er konnte sich nicht dagegen wehren. Da war ein tiefer Wunsch in ihm, sich einfach gehen und mitziehen zu lassen und abzuwarten, was passieren möge. Da waren plötzlich zahllose unausgesprochene Wünsche, denen er nachgeben wollte. Und doch war da diese Angst, dass er Mina etwas unvorhersehbares antun könnte. Dass er sie verletzten könnte. Dass er nicht mehr Herr seiner selbst war und ihr etwas aufzwang, was sie nicht wollte. Bereits jetzt wusste er, dass er nicht mehr ohne sie leben wollte. Nicht mehr ohne sie leben konnte und doch raubte es ihm den Verstand, sie nicht einfach an sich zu reißen und ihr die Wahl zu lassen. Sie würde altern und sterben, wenn sie ihm nicht in die Nacht folgen wollte und er drohte beinahe bei diesem Gedanken daran zu zerbrechen. Und die Angst, sie gewaltsam irgendwann soweit bringen zu müssen, die rückte immer näher. Und doch folgte er ihr hilflos und ließ sich mitziehen. Breda erschrak vor ihren Ebenbildern und fürchtete sich, auch wenn er sonst die Furcht selbst war, vor dieser Realität, die sein Traum ausstrahlte. Er nahm es nicht mal als Traum wahr, sondern war in den Bildern gefangen, die sich ihm boten. Rationalität gab es in diesem Moment nicht mehr. Es waren so liebliche Momente, die er sah und doch wollte die Angst nicht schwinden. Als würden sie ihm das Gute zeigen wollen. Als würden sie sagen wollen, dass er nicht nur die Dunkelheit verdiente. Nur, angekommen im Turmzimmer, wehrte Breda sich. Er lebte bereits so lange in der Dunkelheit und wusste, was der Tag für ihn bedeutete. Und doch fühlte es sich so bedeutungslos an, wenn Mina ihn dazu einlud. „Ich kann nicht.“, sagte er leise zu ihr und wollte ihre Hand loslassen, doch auch das brachte er nicht über sich. „Du weißt, was dann passiert.“ Aus: Crossover Dracula und Tanz der Vampire (2020)