The Storyteller

Eine ehemalige aber noch sehr aktuelle Fanfiction von mir aus der Sicht von Obanai Iguro aus Demon Slayer.

Unangenehme Wärme bildete sich auf seinen Wangen und seinem Hals. Sie floss in dicken Strömen in das Gefäß das er nur noch verschwommen wahr nehmen konnte. Er hatte aufgehört sich zu wehren, es zu verstehen lag jedoch außerhalb seiner Möglichkeiten. Gedanken lenkten ihn ab. Er hatte nie richtig hinterfragt wie er in 400 Jahren der erste Sohn sein konnte. Es gab allerdings auch keinen Moment in diesem eigensinnigen Leben in dem er je davon sprechen hätte können Glück empfunden zu haben. Die Sonne sah er selten und bestenfalls durch ein Fenster, dirigierte man ihn von einem Ort zum Anderen. Er wusste nicht wie die Luft draußen roch und hatte keine Ahnung davon wie groß die Welt war. Hatte ihn tatsächlich seine geringe Körpergröße vor dem sicheren Tod bewahrt? Nur weil er ohne viel Bewegung und ohne normale Lebensumstände nicht groß gewachsen war lebte er noch? Er fragte sich was besser war, der Schmerz der seine Wangen in pulsierendem Zucken durchtränkte und mit jeder kleinen Muskelbewegung durch seinen ganzen Körper fuhr oder der Tod. Sein halb blindes Auge konnte die Schale vor ihm erfassen und erkannte, dass sie mittlerweile fast voll war. Um ihn herum wurde gesprochen aber es fiel ihm schwer sich auf etwas Anderes als den metallischen Geschmack, den oxidierten Geruch und all die toten Augen unter dem Monster zu konzentrieren. Er musste sich darauf fokussieren sein eigenes Blut nicht einzuatmen, der Gedanke daran ruckartig husten zu müssen lies ein eiskaltes Gefühl über seine Wirbelsäule hinunter gleiten.

Eine der Frauen brachte die Schale nach vorn, die Anderen drei rissen ihn auf sie Beine. Ihre Enttäuschung über ihn war beinahe in der Luft spürbar. Er hätte sie gern verflucht und ihnen die Schuld daran gegeben, dass er nicht größer und stärker hatte werden können, wenn sie ihn alle die Jahre wie ein Tier in einem Käfig hielten, doch eine einzelne Bewegung eines Muskels in seinem Gesicht brannte wie Feuer. Ein letzter wehrhafter Moment erlaubte ihm, einer von ihnen die Haarnadel zu entreißen, dann ging die Zellentür hinter ihm zu und er was wieder allein. Eine seiner Hände berührte die Schnitte zitternd. Es pochte. Es brannte. Es tropfte immer noch.

In einer verschwommenen Erinnerung kam der nächste Morgen oder vielleicht der Übernächste. Er war nicht mehr in der Zelle. Tatami- Matten, er lag auf einem Futon. Langsam tastete er nach seinen Wangen und spürte Leinen. Die Berührung schmerzte kaum mehr. Keine feuchte Wärme, kein metallener Geschmack. Ein mehrfach gebogenes Schwert ruhte auf einem Tisch nicht weit von ihm. Er wollte es sich holen, dann könnte er sich beim nächsten Mal wehren, ganz egal wie viele sie waren und ganz egal wie oft das Monster ihm sagte, dass er noch zu klein war. Er schlug die Decke zur Seite und erhob sich. Er war stärker, seine Beine fühlten sich gefestigter an. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, der Schwindel des Tages an dem ihm die Wunden zugefügt wurden, war vergangen. Er musste nur das Schwert greifen.

Quälend langsam bewegte er sich während neben ihm aus dem Boden Hände hervor traten. Sich an ihm hinauf schoben, sich an seiner Uniform festkrallten und sich an ihm hoch zogen. Verschwommene Gesichter unter dunklem Haar folgten den Händen. Einer von ihnen fiel Jenes lang, aber wild auf die Schultern so als habe sie sich gegen irgendwas gewehrt, das es durcheinander gebracht hatte. Er musste vorwärts gehen. Unaufhörlich beschwerten sie seinen Gang, verlangsamten ihn. Er streckte eine Hand nach dem Tisch aus auf dem das Schwert lag aber es schien noch ungreifbar weit weg. Ein klopfen ertönte. Er konnte aber nicht ausmachen woher es kam. Sein Fokus lag ohnehin auf der Waffe. Er brauchte sie. Er musste die Hände, wenn es sein musste, von seiner Uniform schneiden und danach dem Monster in die Augen mit den vertikalen Pupillen blicken. Wieder klopfte es. Die Hände rissen ihn in die Knie, er musste die Rechte nehmen um sich auf dem Boden abzustützen. Er krallte sich mit den Nägeln in den Reisstrohboden. Er würde verlieren. Sie würden ihn mit sich ziehen. Wohin wusste er nicht, aber sicherlich wollte die Bestie dieses Mal sein Fleisch. Er hätte sich wehren können, wäre er nur nah genug an das Schwert heran gekommen. Es war so unglaublich weit weg und woher kam dieses verdammte Klopfen. „Iguro-san?“ Die Stimme gehörter keiner von ihnen. Sie sprachen nicht, sie zerrten nur unablässig an ihm. Wieder versuchte er sich aufzurichten aber er scheiterte. Erneut. Eine Hand packte ihn am Kragen und riss ihn hinunter sodass sein Kinn hart auf der Matte aufkam. Im selben Moment geschahen mehrere Dinge. Der Schmerz seiner Wunden durchstach seinen Körper im Umfang des ersten Tages an denen sie entstanden waren, er fuhr blitzschnell hoch und ein weiteres, intensiveres Klopfen gepaart mit einem „Alles in Ordnung?“ lies sich vor der Tür lokalisieren. Er hatte wieder geträumt. Egal wie sehr er sich bemüht hatte alles was einmal gewesen war in einen harten, unbeugsamen Stein einzuschließen, es würde ihn niemals davor bewahren dass die Nächte in denen er Schlaf fand damit gefüllt würden. Einige Male blinzelte er. Sein halb blindes Auge schaffte es nicht einen Fokus zu finden. „Iguro-san?“ Die Stimmt vor der Tür war immer noch leise aber mittlerweile enthielt sie ein klein wenig Nachdruck. Er kannte sie, konnte sich selbst jedoch noch nicht ganz ins Hier und Jetzt zurück bringen. Erneut stand er auf. Dieses Mal bewegte er sich schneller aber auch vorsichtiger nach vorn. Den Blick auf seine Beine gerichtet. Er würde sich nicht wieder greifen lassen. Nichts geschah. Er kam unbeschadet an der Tür an und schob sie auf. Müde, grüne Augen, umrahmt von langem Haar in der Farbe von Sakura Blüten, sahen ihn an. „Würdest du mit mir trainieren, ich kann nicht schlafen.“ Die Stimme klang in seinen Ohren weich wie Seide. Obanai wusste nicht, ob er hörbar laut geträumt hatte oder ob Mitsuri tatsächlich nicht schlafen konnte aber sie hatte ihn gerade aus dem Abgrund gerettet in den die Geister seiner Vergangenheit ihn ziehen wollten.