The Storyteller

[ ... ] Mein Herz stolpert den eigenen Schlägen hinterher. Oh. Ich erkenne plötzlich, wer da vor mir steht. Ich blinzle, zu schnell, zu verstört, im hastigen Begreifen gefangen. Meine Schultern sacken ab und ich kann spüren, wie meine Haltung weniger steif, weniger stark wird. Das kann nicht sein, denke ich und in meinem Innersten stemmt sich ein kleines, hilfloses Wie? gegen ein verstörtes, übermächtiges Bitte nicht. [ ... ]

- OC: Noah Pienova Novikov in „New York City Nights“

[ ... ] Ich höre ihn kaum, sehe nur die Reisetasche in seiner Hand. Schon in der nächsten Sekunde dränge ich mich wortlos an Matt vorbei, entreiße Quentin das Gepäck und schmeiße es in die nächste Ecke. In mir ist mit einem Mal eine Menge Zorn. Abhauen! Weggehen! Mich allein lassen, nachdem er alles durcheinandergebracht hat! Grob schubse ich ihn in sein Zimmer und knalle Matt die Tür vor der Nase zu. „Was fällt dir ein?“, ich möchte laut werden, ihn anzuschreien, doch die Luft bleibt mir in der Lunge stecken. Es tut weh, so weh, dass es mir den Atem nimmt. „Wie kannst du es wagen?“, der brüchige Ton, der aus meiner Kehle stolpert, löst mich immer weiter auf. „Hat es dir nicht gereicht? Reicht es nicht, mir einmal das Herz zu brechen? Ist dir das nicht genug?“ Die Fragen müssen genau so desolat klingen, wie ich mich fühle, trotzdem hört sich ‚brechen‘ nicht nach dem richtigen Wort an. Es klingt nicht niederschmetternd genug. Ich sehe die plötzliche Bewegung, den vorsichtigen Schritt in meine Richtung. Da platzt mir der Kragen. Mein Blick schwimmt in Tränen und ich brülle. Ich werfe den erstbesten Gegenstand nach ihm, der mir in die Finger gerät. Es ist nichts weiter als eine leere Plastikflasche, die ihn zu allem Überfluss auch noch verfehlt. Und dann ist es der Ausdruck in seinem Gesicht, der Blick aus den Schreck geweiteten, blauen Augen, der mir alles Leben aus den Knochen saugt. Auf einmal fühle ich mich nur noch verloren, wie ich so vor ihm stehe, mit eingefallenen Schultern und zitternden Fingern und mein verschwommener Blick, den ich auf den Boden richte, dient nur noch dazu, Quentin nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. „Hau ab.“ [ ... ]

- OC: Noah Pienova Novikov in „New York City Nights“

[ ... ] Er wollte diese Gedanken nicht haben. Er wollte sich nicht vorstellen, wie es sein könnte. Nicht, jetzt. Niemals! Er wollte - nein, er sollte, verdammt! – nicht einmal in diese Richtung denken. Er wollte sich nicht so überdeutlich des Umstands bewusst sein, dass sie hier auf der Bettkante eines heruntergekommenen Motels irgendwo in Gott wusste wo saßen. Er wollte keine so erschreckend klare Vorstellung davon haben, wie wenig Kraft es ihn kosten würde, den anderen Mann mit einem sanften Griff unter seine Kniekehle auf sich zu ziehen. Sawyer wollte sich nicht vorstellen, wie sich das Gewicht von Arians Halt suchenden Armen auf seinen Schultern anfühlen würde. Ganz bestimmt wollte er in dieser Situation nicht an so etwas denken! Und doch… und doch. Irgendwas an dem gesenkten Kopf, an dem freigelegten, blassen Nacken und der Art und Weise, wie Arian sich vor Verzweiflung die Fäuste in die Haare grub, nur, um sie dann kraftlos auf seine Schenkel fallen zu lassen, als er zu weinen anfing, ließ seinen Körper vibrieren. Die unkontrollierten, kläglichen Laute, die der Halbengel von sich gab, waren so schrecklich intim. Wie er den Rücken krümmte, seinen Körper zusammenrollte und sich klein machte, als ob er nicht gesehen werden wollte. Der Moment fühlte sich privat an, war etwas, das Arian ziemlich sicher unter gar keinen Umständen jemals mit ihm hätte teilen wollen. Und trotzdem lernte Sawyer an diesem Abend, an dem nichts normal, nichts wie sonst war, dass, wenn Arians Lachen hell und unbekümmert klang, sein Schluchzen unerwartet dunkel und schwer war - und dass er er ihn küssen wollte. Unbedingt. [ ... ]

- OC: Sawyer McCoy in „Seconds to Midnight“

[ ... ]„Ich kann nicht denken, wenn du mich so anstarrst“, murmelte er und griff nach dem Rand des Shirts, um Arian zu sich zu ziehen, nicht gewaltsam, aber doch bestimmt und ruppig und irgendwie auch ein klein wenig hilflos. In seinem Brustkorb stotterte etwas, als ihre Lippen gegeneinander stießen. Arian zögerte. Sawyer spürte es genau. Da war eine kurze Anspannung, ein kurzes Stocken. Doch als Sawyer seine Hände über den groben Stoff seines Shirts nach oben zu seinen Schultern, seinem Nacken wandern ließ, wurde er weich. Warmer Atem schlug mit einem leisen Seufzen gegen seine Lippen und Sawyers Herz hüpfte benommen gegen seine Brust. Das ist gut, flüsterte die Wärme zwischen seinen Rippen. Das ist wirklich gut. [ ... ]

- OC: Sawyer McCoy in „Seconds to Midnight“