26.09.2024, 23:34
Das O’Reilly’s ist alt und durchdrungen von der Magie all seiner ehemaligen Besitzer. Zwar kann er dem Tropfenden Kessel in seinem Ruf als ältestes Gebäude Londons nicht das Wasser reichen, doch behauptet man innerhalb der Familie gerne scherzhaft, der Pub wäre nicht immer in London gewesen, sondern habe seine Wurzeln irgendwo in Irland. Erst, als man merkte, dass sich mit „Exotik“ Geld verdienen ließe, sei er irgendwann in die britische Hauptstadt verlegt worden. Beweise gibt es dafür nicht, doch machen sich die O’Reillys gelegentlich einen Spaß daraus zu behaupten, ihr Pub sei „der älteste aus Irland stammende Pub in ganz London“.
Im Gegensatz zum eher düster gehaltenen Tropfenden Kessel zeigt sich das O’Reilly’s nach außen hin farbenfroh und auffällig: Zwischen den dicht gedrängten Läden der Winkelgasse sticht der Irish Pub in einem tiefen und satten Grün hervor, das die gesamte Außenmauer ziert. Das große Schild über der Eingangstür ist in derselben Farbe gehalten, doch zusätzlich mit einer kräftigen goldenen Umrahmung hervorgehoben. Der Name des Pubs ist mit großen, ebenfalls goldenen und kunstvoll verschlungenen Lettern darauf angebracht:
Öffnet man die grün gestrichene Tür und tritt über die Schwelle, schlägt einem wärmende Luft, erfüllt vom Geruch deftigen Essens und guten Whiskeys entgegen. Feuer prasselt an kalten Tagen im Kamin, tanzt in seinem eigenen Rhythmus mit dem Flackern der Deckenlaternen zur Musik und erwärmt jeden noch so durchgefrorenen Gast. Früher hörte man das Gelächter der Leute bereits durch die geschlossene Tür nach draußen – heute achten jedoch selbst die ausgelassensten Stammgäste darauf, ihre Stimmen etwas zu senken, um den Todessern keinen Anlass für eine spontane Kontrolle zu geben. Zahlreiche Tische in den verschiedensten Größen wurden scheinbar willkürlich im gesamten Raum platziert und lassen darauf schließen, dass die Gäste sich gelegentlich selbst darum kümmern, wo und wie sie sitzen möchten. Im hinteren Bereich des Pubs befindet sich gleichzeitig auch dessen Herzstück: die Bar. Sie nimmt den Großteil der hinteren Wand ein. Gemütliche Hocker mit grünem Stoffbezug säumen den langen Bartresen, dessen dunkles, lackiertes Holz den Schein der zum Teil befestigten, zum Teil aber auch frei schwebenden, Deckenlaternen widerspiegelt und damit seine ganz eigene Form von Wärme wiedergibt.
Neben der Bar befindet sich ein Durchgang zur Küche, welcher hauptsächlich von den beiden Muggel-Angestellten genutzt wird. Abgesehen von der üblichen Küchenausstattung gibt es an der hinteren Wand noch eine Art…nun, „Notausgang“, der in eine nahegelegene Seitengasse führt und durch Zauber vor neugierigen Blicken verborgen bleibt – nur jene, die wissen, wo er sich befindet, sind auch dazu in der Lage, ihn zu sehen. Es kann nie schaden, einen guten Fluchtweg in der Hinterhand zu haben.
Die Wände des Schankraums sind mit zahlreichen Fotos geschmückt, auf dem sich die unterschiedlichsten Personen in all ihrer Heiterkeit zeigen. Manche sitzen mit Instrumenten auf dem Schoß an mehreren zusammengeschobenen Tischen und machen Musik, andere wiegen sich Arm in Arm zu einem stillen Takt und singen aus voller Kehle und wieder andere blicken lediglich mit einem Lächeln auf den Betrachter herab, ein Glas Guinness zum Prost erhoben. Abseits dieser Fotos befindet sich noch etwas anderes an der Wand, zu dem die übrige Dekoration beinahe schon respektvollen Abstand zu halten scheint: rechteckiger grüner Stoff, einer Flagge nicht ganz unähnlich, entfaltet sich dort zu seiner vollen Größe und zeigt eine große goldene Harfe in seiner Mitte. Darunter sind die Worte „ÉIRINN GO BRÁCH“ zu lesen – Irland für immer.
Im O’Reilly’s ist es niemals gänzlich still, selbst wenn sich seit Beginn der Herrschaft des Dunklen Lords immer weniger Gäste dort einfinden und die Todesser ihr Übriges tun, um die heimelige Wärme des Pubs in kaltem Grauen zu ersticken. Sind es nicht die Gäste, die die Leere mit ihrer Ausgelassenheit, ihrem Gelächter und Gesang füllen, so macht sich ein einzelnes kleines Grammophon ans Werk, dessen Platz sich auf einer Erhebung, einer Art Podest, in einer großen Ecke des Schankraumes befindet. Landet die Nadel auf der Schallplatte, so dringt scheinbar aus jeder Wand, aus jeder noch so winzigen Ritze im Holz der Klang irischer Musik – mal ausgelassen, mal ruhig, doch stets warm und herzlich und nicht selten träumerisch. Schwingt die Nadel des Grammophons jedoch plötzlich nach oben, wird es Zeit, sich der provisorischen Bühne zuzuwenden, denn entweder hüpft das Gerät dann einige Schritte zurück, um sich brav vom Rampenlicht an die Wand zurückzuziehen und einigen Menschen – seien es nun eine richtige Band, oder lediglich Gäste – Platz zu machen, die sich an den ringsum aufgestellten Instrumenten bedienen, oder aber die Instrumente selbst erheben sich von ihren Halterungen und beginnen, ein Livekonzert zu geben – die „Hausband“, wie sie liebevoll von den Angestellten genannt wird.
Erst, wenn am Ende eines langen Tages die Musik verklingt und auch der letzte, noch so trinkfeste Gast den Pub verlässt, um mit hochgeklapptem Kragen und eingezogenem Kopf hastig den Heimweg durch die nunmehr düstere Winkelgasse hinter sich zu bringen, erwachen die oberen Etagen des Pubs zum Leben. Hier befinden sich die Wohnräume von Féilim und seinen Angestellten. Eine schmale Holztreppe führt nach oben in den ersten Stock, den Larisa und William unter sich aufgeteilt haben und verläuft weiter bis zur zweiten Etage, die Féilim für sich allein beansprucht und die neben seinen privaten Räumlichkeiten noch ein kleines Gästezimmer bietet.
Von der Küche aus führt eine Treppe hinunter in den geräumigen Keller – allerdings ist diese nicht wie der Großteil des Pubs aus Holz, sondern aus Stein und wirkt insgesamt wesentlich älter als die oberen Etagen. Im untersten Stockwerk angekommen, lassen sich zahlreiche Kisten und Fässer mit unterschiedlichsten Getränken und Lebensmittel vorfinden, die für Küche und Ausschank gleichermaßen wichtig sind. In der hintersten Ecke, beinahe unsichtbar in all der Düsterkeit, kann man ebenfalls noch einen Blick auf ein paar äußerst angestaubte Fässer sehr alten irischen Whiskeys erhaschen.
Im Gegensatz zum eher düster gehaltenen Tropfenden Kessel zeigt sich das O’Reilly’s nach außen hin farbenfroh und auffällig: Zwischen den dicht gedrängten Läden der Winkelgasse sticht der Irish Pub in einem tiefen und satten Grün hervor, das die gesamte Außenmauer ziert. Das große Schild über der Eingangstür ist in derselben Farbe gehalten, doch zusätzlich mit einer kräftigen goldenen Umrahmung hervorgehoben. Der Name des Pubs ist mit großen, ebenfalls goldenen und kunstvoll verschlungenen Lettern darauf angebracht:
O’Reilly’s
IRISH PUB
IRISH PUB
Öffnet man die grün gestrichene Tür und tritt über die Schwelle, schlägt einem wärmende Luft, erfüllt vom Geruch deftigen Essens und guten Whiskeys entgegen. Feuer prasselt an kalten Tagen im Kamin, tanzt in seinem eigenen Rhythmus mit dem Flackern der Deckenlaternen zur Musik und erwärmt jeden noch so durchgefrorenen Gast. Früher hörte man das Gelächter der Leute bereits durch die geschlossene Tür nach draußen – heute achten jedoch selbst die ausgelassensten Stammgäste darauf, ihre Stimmen etwas zu senken, um den Todessern keinen Anlass für eine spontane Kontrolle zu geben. Zahlreiche Tische in den verschiedensten Größen wurden scheinbar willkürlich im gesamten Raum platziert und lassen darauf schließen, dass die Gäste sich gelegentlich selbst darum kümmern, wo und wie sie sitzen möchten. Im hinteren Bereich des Pubs befindet sich gleichzeitig auch dessen Herzstück: die Bar. Sie nimmt den Großteil der hinteren Wand ein. Gemütliche Hocker mit grünem Stoffbezug säumen den langen Bartresen, dessen dunkles, lackiertes Holz den Schein der zum Teil befestigten, zum Teil aber auch frei schwebenden, Deckenlaternen widerspiegelt und damit seine ganz eigene Form von Wärme wiedergibt.
Neben der Bar befindet sich ein Durchgang zur Küche, welcher hauptsächlich von den beiden Muggel-Angestellten genutzt wird. Abgesehen von der üblichen Küchenausstattung gibt es an der hinteren Wand noch eine Art…nun, „Notausgang“, der in eine nahegelegene Seitengasse führt und durch Zauber vor neugierigen Blicken verborgen bleibt – nur jene, die wissen, wo er sich befindet, sind auch dazu in der Lage, ihn zu sehen. Es kann nie schaden, einen guten Fluchtweg in der Hinterhand zu haben.
Die Wände des Schankraums sind mit zahlreichen Fotos geschmückt, auf dem sich die unterschiedlichsten Personen in all ihrer Heiterkeit zeigen. Manche sitzen mit Instrumenten auf dem Schoß an mehreren zusammengeschobenen Tischen und machen Musik, andere wiegen sich Arm in Arm zu einem stillen Takt und singen aus voller Kehle und wieder andere blicken lediglich mit einem Lächeln auf den Betrachter herab, ein Glas Guinness zum Prost erhoben. Abseits dieser Fotos befindet sich noch etwas anderes an der Wand, zu dem die übrige Dekoration beinahe schon respektvollen Abstand zu halten scheint: rechteckiger grüner Stoff, einer Flagge nicht ganz unähnlich, entfaltet sich dort zu seiner vollen Größe und zeigt eine große goldene Harfe in seiner Mitte. Darunter sind die Worte „ÉIRINN GO BRÁCH“ zu lesen – Irland für immer.
Im O’Reilly’s ist es niemals gänzlich still, selbst wenn sich seit Beginn der Herrschaft des Dunklen Lords immer weniger Gäste dort einfinden und die Todesser ihr Übriges tun, um die heimelige Wärme des Pubs in kaltem Grauen zu ersticken. Sind es nicht die Gäste, die die Leere mit ihrer Ausgelassenheit, ihrem Gelächter und Gesang füllen, so macht sich ein einzelnes kleines Grammophon ans Werk, dessen Platz sich auf einer Erhebung, einer Art Podest, in einer großen Ecke des Schankraumes befindet. Landet die Nadel auf der Schallplatte, so dringt scheinbar aus jeder Wand, aus jeder noch so winzigen Ritze im Holz der Klang irischer Musik – mal ausgelassen, mal ruhig, doch stets warm und herzlich und nicht selten träumerisch. Schwingt die Nadel des Grammophons jedoch plötzlich nach oben, wird es Zeit, sich der provisorischen Bühne zuzuwenden, denn entweder hüpft das Gerät dann einige Schritte zurück, um sich brav vom Rampenlicht an die Wand zurückzuziehen und einigen Menschen – seien es nun eine richtige Band, oder lediglich Gäste – Platz zu machen, die sich an den ringsum aufgestellten Instrumenten bedienen, oder aber die Instrumente selbst erheben sich von ihren Halterungen und beginnen, ein Livekonzert zu geben – die „Hausband“, wie sie liebevoll von den Angestellten genannt wird.
Erst, wenn am Ende eines langen Tages die Musik verklingt und auch der letzte, noch so trinkfeste Gast den Pub verlässt, um mit hochgeklapptem Kragen und eingezogenem Kopf hastig den Heimweg durch die nunmehr düstere Winkelgasse hinter sich zu bringen, erwachen die oberen Etagen des Pubs zum Leben. Hier befinden sich die Wohnräume von Féilim und seinen Angestellten. Eine schmale Holztreppe führt nach oben in den ersten Stock, den Larisa und William unter sich aufgeteilt haben und verläuft weiter bis zur zweiten Etage, die Féilim für sich allein beansprucht und die neben seinen privaten Räumlichkeiten noch ein kleines Gästezimmer bietet.
Von der Küche aus führt eine Treppe hinunter in den geräumigen Keller – allerdings ist diese nicht wie der Großteil des Pubs aus Holz, sondern aus Stein und wirkt insgesamt wesentlich älter als die oberen Etagen. Im untersten Stockwerk angekommen, lassen sich zahlreiche Kisten und Fässer mit unterschiedlichsten Getränken und Lebensmittel vorfinden, die für Küche und Ausschank gleichermaßen wichtig sind. In der hintersten Ecke, beinahe unsichtbar in all der Düsterkeit, kann man ebenfalls noch einen Blick auf ein paar äußerst angestaubte Fässer sehr alten irischen Whiskeys erhaschen.
Féilims Wohnung
In der obersten Etage gelegen befindet sich die kleine Wohnung des Pubbesitzers. Schwingt die hölzerne Tür mit goldenem Griff auf, so wird schnell deutlich, dass diese Räumlichkeiten für kaum mehr als zwei bis drei Personen ausgelegt wurden. Ein kleiner Vorraum heißt den Besucher willkommen, Kleiderhaken bieten sich an, schwere Mäntel und Umhänge an sich zu nehmen, während eine Schuhablage sich zuvorkommend der schmutzigen Beinbekleidung präsentiert. Daneben aufgereiht befinden sich mehrere Hauspantoffel in verschiedenen Farben und Stoffen – manche warm und flauschig, um der mitgebrachten Winterkälte entgegenzuwirken, manche dünn und gemütlich für die hitzigen Sommertage.
Der Vorraum öffnet sich in einen langen Flur, vom Licht der zumeist offen gehaltenen Räume durchflutet, führt er den Besucher einladend durch die Wohnung. Einzelne Gemälde von unterschiedlicher Größe säumen den Weg und zeigen zumeist Stillleben: Tisch und Stuhl vor einem Fenster mit rotem Vorhang, ein flackernder Kerzenleuchter zur Dekoration; Landschaften unterschiedlichster Natur, mal frühlingshaft, mal winterlich, ein ruhiger Bach inmitten eines Waldes, von feinen Lichterstrahlen umspielt, die durch das Blätterwerk fallen. Je länger jedoch der Blick auf den Kunstwerken verweilt, desto mehr regt sich ein Gefühl im Herzen des Betrachters. Ein schleichender Verdacht, der nur in den eigenen Vermutungen Bestätigung findet: Etwas scheint zu fehlen. Sind auch die Bilder mit beeindruckenden Details beschmückt, so entbehren sie doch etwas, das einem im ersten Moment gänzlich entgeht: Leben. Mensch wie Tier fehlen auf jeder dieser Leinwände, kein Gruß hallt durch den Flur, niemand zieht den Hut für den neuen Gast – sie alle sind verschwunden und der unangenehm kühle Hauch im eigenen Nacken bestätigt nur das Fehlen von etwas, das dieser Wohnung einst Heimeligkeit geschenkt hat.
Den unerschrockenen Füßen zur Rechten offenbart sich ein erster Raum: helle Wände, ein tiefgrüner Teppich auf hölzernem Boden und ein kleiner Kamin begrüßen den Gast im Wohnzimmer. Sofa und Sessel tummeln sich um die einladende Feuerstelle, ein kleiner Tisch dient als Abstellfläche für Getränke, Essen und einer breiten Kerze mit kunstvollen Verzierungen. Auf einer unscheinbaren Kommode aus dunklem Holz finden mehrere eingerahmte Fotos Platz. Eines von ihnen zeigt ein junges Mädchen, das kaum die ersten Hogwartsjahre hinter sich gebracht hat – an ihrer Seite ein Junge, nur wenige Jahre älter, doch die kleine Hexe um ein Vielfaches überragend. Voller Euphorie blicken sie aus der magischen Fotografie, jedes Gesicht von einem freudigen Strahlen erhellt, mal Arm in Arm, mal tobend durch das kleine Bild, mal so herzhaft lachend, dass man kleine Tränen in ihren Augenwinkeln zu erkennen glaubt. Auf einem weiteren Foto finden sich eine junge Frau und ein junger Mann, deren Blicke sich immer wieder in tiefer Zuneigung und sanftem Lächeln kreuzen, ehe sie sich wieder dem Betrachter zuwenden, während das Glück in ihren Gesichtern noch heller strahlt als zuvor. Ein drittes Foto auf der Kommode zeigt das Bild eines weiteren jungen Mannes, der jenem neben der Frau nicht unähnlich sieht. Auch auf seinen Zügen zeigt sich ein feines Lächeln, doch ist die Stirn in letzter Zeit oft leicht gerunzelt und ein Ausdruck der Sorge liegt in den wohlwollenden Augen. Weitere Bilder schmücken den Kamin, zeigen verschiedene Verwandte, häufig in ausgelassener Stimmung, einander selbst auf formelleren Fotos immer wieder neckisch den Ellenbogen in die Seite stoßend, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen – doch dann und wann, wenn die Abgebildeten sich unbeobachtet wähnen, huscht auch ihr Blick besorgt über den Rahmen ihres Bildnisses hinaus, als wären sie auf der Suche nach dem Quell ihres Kummers.
Kerzen zieren den Kamin, schmücken den Raum mit hellgrünem Wachs und erleuchten die Fotos zwischen sich. Weitere schweben nahe der Decke, gleiten wie erschöpfte Glühwürmchen langsam über die Köpfe der Anwesenden hinweg und erwecken den Raum in zartem Flackern zum Leben. Vorhänge in frischem Grün umrahmen die großen Wohnzimmerfenster. Hereinfallendes Licht badet Interieur und Anwesende gleichermaßen in eine Wärme, die an jene des Pubs erinnert, doch frei von der schweren Luft des Schankraumes ist. Gelegentlich dringt zarte Melodie an aufmerksame Ohren. Sanft streicht sie durch die Räume, führt Schlafende tiefer in ihre Träume und lockt Wachende fort, in eine andere, süße Wirklichkeit, fernab des Schreckens der heutigen Tage. Ihr Quell findet sich ebenfalls im Wohnzimmer, zwischen zwei Fenstern, deren Vorhänge sich bei jedem Spiel sacht bewegen, als wollten sie die Aufmerksamkeit auf jenes Instrument lenken, das so großzügig seine Klänge mit den Lauschenden teilt. Eine Cláirseach ist, was ihre magischen Melodien durch die kleine Wohnung fließen lässt. Die keltische Harfe erzählt ihre ganz eigenen Geschichten, wispert sie in lieblicher Melodie an aufmerksame Ohren, malt sie neugierigen Blicken vor die skeptischen Augen, wann immer die kunstvollen Verzierungen auf dem Holz sich im Takt der Musik bewegen. Magie fließt durch das alte Instrument, so mächtig, dass selbst die Zeit es nicht zum Verstummen bringen konnte. So singt die Cláirseach unbeirrt ihr Lied, obgleich die Gemälde leer und das Lachen verstummt ist.
Hinter alledem thront ein großer Schrank aus dunklem Holz, auf dem eine einzelne, alte Geige Platz findet. Sorgfältig in eine Halterung gelegt, überblickt sie im Stillen den gesamten Raum. Kein Ton dringt aus dem umsichtig lackierten Holz, an dem bereits zahlreiche Jahre vorübergezogen sind. Falls es je von Magie belebt wurde, so scheint diese längst verblasst und dennoch weckt allein ihr Anblick die Ahnung einer stillen Melodie in den eigenen Gedanken, für niemanden sonst zu hören. Gelingt es, den Anblick vom Instrument zu lösen und die beiden Türen des Schrankes zu öffnen, wird man von einer kleinen Auswahl Alkohol begrüßt – mehrere Flaschen Wein, etwas Schnaps und natürlich Whiskey finden sich neben einer Reihe passender Gläser. Der Anblick einiger Flaschen Orangensaft zwischen all den Genussmitteln mag zunächst für Irritation sorgen, doch will auch in einem irischen Haushalt für einen gesunden Vorrat leichter Getränke gesorgt sein.
Gäste finden an einem langen Tisch im hinteren Teil des Raumes Platz. Mehrere Stühle sind daran aufgereiht, laden zum gemeinsamen Essen ein und ermöglichen es dem hungrigen Besucher durch ihre perfekte Positionierung unmittelbar neben dem Durchgang zur Küche, die frisch gekochten Speisen umgehend zu erschnuppern.
Die Küche ist klein und auf das Notwendigste beschränkt – denn schließlich gibt es unten im Pub bereits eine, die über weitaus mehr Platz verfügt. In ihr finden sich neben den üblichen Utensilien eine Kaffeemühle, Kessel in unterschiedlichen Größen, die in einem der Unterschränke Platz finden, eine Schublade mit mehreren Fläschchen und Phiolen und mehrere Wandschränke voller Zaubertrankzutaten, von denen sich die wertvolleren hinter einer magisch geschaffenen, doppelten Wand befinden. Über allem hängt der feine Duft nach Tee, dessen getrocknete Blätter fein säuberlich in ordentlich beschrifteten Glasgefäßen entlang der Küchenzeile aufgereiht stehen, während ihre lebendigen Gegenstücke Platz auf dem Fensterbrett finden. Sorgfältig in bunte Töpfe gebettet, recken sich die kleinen Pflanzen der Sonne entgegen und finden sogar als praktikable Dekoration Platz auf dem kleinen Küchentisch, der mit den beiden Stühlen an seiner Seite zu einem Frühstück in trauter Zweisamkeit einlädt.
Ein Regal reckt sich stolz über die Wand, offenbart seinen Inhalt in ebenso bunter Farbe wie die Pflanzentöpfe und präsentiert dabei ein scheinbar unsortiertes Wirrwarr verschiedenster Bücher: Beinahe willkürlich stehen Kochbücher zwischen Zaubertrankbüchern, Anleitungen für selbstgemachten Tee und Ratgebern zur Aufzucht von Gewürzkräutern. Allerdings spiegelt sich das literarische Chaos nicht im Zustand der Küche wider. Stattdessen zeigt er sich gegenteilig: aufgeräumt, sauber – nahezu unangetastet.
Jedoch hat diese Wohnung noch etwas mehr zu bieten als Wohnzimmer und Küche. Zurück im Flur an der gegenüberliegenden Wand liegen noch andere Räume, welche nur selten von Gästen betreten werden. Die nächstgelegene Tür führt den Besucher in das bescheidene Badezimmer. Schlichtes, doch gepflegtes Interieur begrüßt die neugierigen Augen. Ein weicher Teppich legt sich jenen zu Füßen, die aus der Dusche im hinteren Bereich des Raumes treten, schmiegt sich wärmend um die frisch gebadeten Zehen und lässt keinerlei Kälte hindurchdringen. In einem kleinen Schrank finden sich frische Handtücher neben ordentlich zusammengefalteten Bademänteln. Zwei Haken an der Tür bieten sich an, den genutzten Stoff zum Trocknen entgegenzunehmen, wobei zumeist einer davon bereits von einem weiteren Bademantel belegt ist. Ein doppeltes Waschbecken stellt den wohl einzig erkennbaren „Luxus“ in diesem Raum dar und wird von zwei Handtuchhaltern flankiert. Eine stets warme Halterung an der Wand bietet sich den genutzten Badetüchern an, dient jedoch auch gerne dazu, an kalten Tagen die Bademäntel vorzuwärmen, um die Wärme nach einer dampfenden Dusche noch eine Weile länger genießen zu können.
Zurück auf dem Flur blicken einem nur noch zwei unbekannte Räume entgegen. Jener am Ende des Ganges, einst über Jahre hinweg von den Großeltern wohnlich gemacht und für Übernachtungen der Enkel vorbereitet, dient derzeit nur noch als Abstellkammer für allerlei Krimskrams, der entweder selten Verwendung findet, oder den man schlichtweg zu faul war, die zahlreichen Stufen hinunter in den Keller zu bringen.
Jene letzte Tür auf der linken Seite des Flures, unmittelbar neben dem Badezimmer, führt den Gast in das private Schlafzimmer des Pubbesitzers. Ein großes Bett, zu beiden Seiten flankiert von weichen Teppichen, helle Vorhänge an den Fenstern, die bei jedem Luftzug zart über den Boden gleiten und dem Raum angenehme Helligkeit verleihen. Mehrere kleine Kerzen finden sich auf den beiden Nachttischen und sorgen für Licht während der dunklen Stunden. Die Schublade eines der Tischchen ist bereits belegt – mehrere unbeschriftete Phiolen sind darin verborgen. Risikofreudige merken rasch, dass es sich um einen schnellwirkenden Schlaftrank handelt. Eigens von Féilim gebraut, lässt er jeden, der ihn einnimmt, in einem tiefen, traumlosen Schlaf versinken.
Eine einzelne grüne Ecke fängt den Blick. Efeu rankt sich von oben hinab, doch verharrt ungewöhnlich bescheiden nur auf einem kleinen Teil der Wand, kaum mehr als ein kräftiger Farbklecks, der gelegentlich umherschweifende Blicke auf sich zieht. Es ist, als habe man der Pflanze ausschließlich diese Fläche zur Verfügung gestellt, ohne dass sie es je wagte, ihre Wurzeln weiter auszubreiten. Was zunächst wie schlichte, magische Dekoration wirkt, wandelt sich bei genauerer Betrachtung jedoch in etwas viel Bedeutsameres. Erst dann ist der vermeintliche Efeu als das zu erkennen, was er wirklich ist: Eine Ranke aus unzähligen tiefgrünen Kleeblättern. Magie lockt die Pflanze, lässt sie sich recken, ausbreiten über die Wand hin zu jener ausgestreckten Hand, die im Stillen nach ihr ruft. Mehr und mehr Kleeblätter entwachsen den Ranken, bilden ein Netz, verharren, doch nur, um an anderer Stelle wieder zu gedeihen. Zwischen ihnen zeigen sich vereinzelt Blüten – zumeist eine für jedes Kleeblatt, bis zum Ende der Ranke, wo sie groß und kräftig, doch häufig ohne Blumen wachsen. Schließen sich die Finger um ein solches Kleeblatt, so reckt es sich, wird größer, bis es die Handfläche des Rufenden ausfüllt und in seiner Mitte ein Bild offenbart. Sanft umschlungen vom tiefen Grün der Pflanze blickt dem Betrachter jener O‘Reilly entgegen, mit dessen Geburt auch der Ranke ein neues Kleeblatt entwuchs. Ein Shamrock für jedes Leben, für jedes Kind, das den Namen Reillys trägt. Unabhängig seines Blutes, gleichgültig jedweder Errungenschaften wird ihre Erinnerung gewahrt – auf ewig eingebettet in das Grün ihrer Heimat und der Liebe ihrer Verwandten. Eine Blüte für jeden Verstorbenen, demselben Stiel entwachsen und eng an das zugehörige Kleeblatt geschmiegt, als spende es ihm in zarter Berührung Trost. Im Kern tiefrot, nach außen hin in strahlendes Weiß gebettet, wo Liebe und Trauer aufeinandertreffen – stets vermisst, doch nie vergessen.
Der Vorraum öffnet sich in einen langen Flur, vom Licht der zumeist offen gehaltenen Räume durchflutet, führt er den Besucher einladend durch die Wohnung. Einzelne Gemälde von unterschiedlicher Größe säumen den Weg und zeigen zumeist Stillleben: Tisch und Stuhl vor einem Fenster mit rotem Vorhang, ein flackernder Kerzenleuchter zur Dekoration; Landschaften unterschiedlichster Natur, mal frühlingshaft, mal winterlich, ein ruhiger Bach inmitten eines Waldes, von feinen Lichterstrahlen umspielt, die durch das Blätterwerk fallen. Je länger jedoch der Blick auf den Kunstwerken verweilt, desto mehr regt sich ein Gefühl im Herzen des Betrachters. Ein schleichender Verdacht, der nur in den eigenen Vermutungen Bestätigung findet: Etwas scheint zu fehlen. Sind auch die Bilder mit beeindruckenden Details beschmückt, so entbehren sie doch etwas, das einem im ersten Moment gänzlich entgeht: Leben. Mensch wie Tier fehlen auf jeder dieser Leinwände, kein Gruß hallt durch den Flur, niemand zieht den Hut für den neuen Gast – sie alle sind verschwunden und der unangenehm kühle Hauch im eigenen Nacken bestätigt nur das Fehlen von etwas, das dieser Wohnung einst Heimeligkeit geschenkt hat.
Den unerschrockenen Füßen zur Rechten offenbart sich ein erster Raum: helle Wände, ein tiefgrüner Teppich auf hölzernem Boden und ein kleiner Kamin begrüßen den Gast im Wohnzimmer. Sofa und Sessel tummeln sich um die einladende Feuerstelle, ein kleiner Tisch dient als Abstellfläche für Getränke, Essen und einer breiten Kerze mit kunstvollen Verzierungen. Auf einer unscheinbaren Kommode aus dunklem Holz finden mehrere eingerahmte Fotos Platz. Eines von ihnen zeigt ein junges Mädchen, das kaum die ersten Hogwartsjahre hinter sich gebracht hat – an ihrer Seite ein Junge, nur wenige Jahre älter, doch die kleine Hexe um ein Vielfaches überragend. Voller Euphorie blicken sie aus der magischen Fotografie, jedes Gesicht von einem freudigen Strahlen erhellt, mal Arm in Arm, mal tobend durch das kleine Bild, mal so herzhaft lachend, dass man kleine Tränen in ihren Augenwinkeln zu erkennen glaubt. Auf einem weiteren Foto finden sich eine junge Frau und ein junger Mann, deren Blicke sich immer wieder in tiefer Zuneigung und sanftem Lächeln kreuzen, ehe sie sich wieder dem Betrachter zuwenden, während das Glück in ihren Gesichtern noch heller strahlt als zuvor. Ein drittes Foto auf der Kommode zeigt das Bild eines weiteren jungen Mannes, der jenem neben der Frau nicht unähnlich sieht. Auch auf seinen Zügen zeigt sich ein feines Lächeln, doch ist die Stirn in letzter Zeit oft leicht gerunzelt und ein Ausdruck der Sorge liegt in den wohlwollenden Augen. Weitere Bilder schmücken den Kamin, zeigen verschiedene Verwandte, häufig in ausgelassener Stimmung, einander selbst auf formelleren Fotos immer wieder neckisch den Ellenbogen in die Seite stoßend, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen – doch dann und wann, wenn die Abgebildeten sich unbeobachtet wähnen, huscht auch ihr Blick besorgt über den Rahmen ihres Bildnisses hinaus, als wären sie auf der Suche nach dem Quell ihres Kummers.
Kerzen zieren den Kamin, schmücken den Raum mit hellgrünem Wachs und erleuchten die Fotos zwischen sich. Weitere schweben nahe der Decke, gleiten wie erschöpfte Glühwürmchen langsam über die Köpfe der Anwesenden hinweg und erwecken den Raum in zartem Flackern zum Leben. Vorhänge in frischem Grün umrahmen die großen Wohnzimmerfenster. Hereinfallendes Licht badet Interieur und Anwesende gleichermaßen in eine Wärme, die an jene des Pubs erinnert, doch frei von der schweren Luft des Schankraumes ist. Gelegentlich dringt zarte Melodie an aufmerksame Ohren. Sanft streicht sie durch die Räume, führt Schlafende tiefer in ihre Träume und lockt Wachende fort, in eine andere, süße Wirklichkeit, fernab des Schreckens der heutigen Tage. Ihr Quell findet sich ebenfalls im Wohnzimmer, zwischen zwei Fenstern, deren Vorhänge sich bei jedem Spiel sacht bewegen, als wollten sie die Aufmerksamkeit auf jenes Instrument lenken, das so großzügig seine Klänge mit den Lauschenden teilt. Eine Cláirseach ist, was ihre magischen Melodien durch die kleine Wohnung fließen lässt. Die keltische Harfe erzählt ihre ganz eigenen Geschichten, wispert sie in lieblicher Melodie an aufmerksame Ohren, malt sie neugierigen Blicken vor die skeptischen Augen, wann immer die kunstvollen Verzierungen auf dem Holz sich im Takt der Musik bewegen. Magie fließt durch das alte Instrument, so mächtig, dass selbst die Zeit es nicht zum Verstummen bringen konnte. So singt die Cláirseach unbeirrt ihr Lied, obgleich die Gemälde leer und das Lachen verstummt ist.
Hinter alledem thront ein großer Schrank aus dunklem Holz, auf dem eine einzelne, alte Geige Platz findet. Sorgfältig in eine Halterung gelegt, überblickt sie im Stillen den gesamten Raum. Kein Ton dringt aus dem umsichtig lackierten Holz, an dem bereits zahlreiche Jahre vorübergezogen sind. Falls es je von Magie belebt wurde, so scheint diese längst verblasst und dennoch weckt allein ihr Anblick die Ahnung einer stillen Melodie in den eigenen Gedanken, für niemanden sonst zu hören. Gelingt es, den Anblick vom Instrument zu lösen und die beiden Türen des Schrankes zu öffnen, wird man von einer kleinen Auswahl Alkohol begrüßt – mehrere Flaschen Wein, etwas Schnaps und natürlich Whiskey finden sich neben einer Reihe passender Gläser. Der Anblick einiger Flaschen Orangensaft zwischen all den Genussmitteln mag zunächst für Irritation sorgen, doch will auch in einem irischen Haushalt für einen gesunden Vorrat leichter Getränke gesorgt sein.
Gäste finden an einem langen Tisch im hinteren Teil des Raumes Platz. Mehrere Stühle sind daran aufgereiht, laden zum gemeinsamen Essen ein und ermöglichen es dem hungrigen Besucher durch ihre perfekte Positionierung unmittelbar neben dem Durchgang zur Küche, die frisch gekochten Speisen umgehend zu erschnuppern.
Die Küche ist klein und auf das Notwendigste beschränkt – denn schließlich gibt es unten im Pub bereits eine, die über weitaus mehr Platz verfügt. In ihr finden sich neben den üblichen Utensilien eine Kaffeemühle, Kessel in unterschiedlichen Größen, die in einem der Unterschränke Platz finden, eine Schublade mit mehreren Fläschchen und Phiolen und mehrere Wandschränke voller Zaubertrankzutaten, von denen sich die wertvolleren hinter einer magisch geschaffenen, doppelten Wand befinden. Über allem hängt der feine Duft nach Tee, dessen getrocknete Blätter fein säuberlich in ordentlich beschrifteten Glasgefäßen entlang der Küchenzeile aufgereiht stehen, während ihre lebendigen Gegenstücke Platz auf dem Fensterbrett finden. Sorgfältig in bunte Töpfe gebettet, recken sich die kleinen Pflanzen der Sonne entgegen und finden sogar als praktikable Dekoration Platz auf dem kleinen Küchentisch, der mit den beiden Stühlen an seiner Seite zu einem Frühstück in trauter Zweisamkeit einlädt.
Ein Regal reckt sich stolz über die Wand, offenbart seinen Inhalt in ebenso bunter Farbe wie die Pflanzentöpfe und präsentiert dabei ein scheinbar unsortiertes Wirrwarr verschiedenster Bücher: Beinahe willkürlich stehen Kochbücher zwischen Zaubertrankbüchern, Anleitungen für selbstgemachten Tee und Ratgebern zur Aufzucht von Gewürzkräutern. Allerdings spiegelt sich das literarische Chaos nicht im Zustand der Küche wider. Stattdessen zeigt er sich gegenteilig: aufgeräumt, sauber – nahezu unangetastet.
Jedoch hat diese Wohnung noch etwas mehr zu bieten als Wohnzimmer und Küche. Zurück im Flur an der gegenüberliegenden Wand liegen noch andere Räume, welche nur selten von Gästen betreten werden. Die nächstgelegene Tür führt den Besucher in das bescheidene Badezimmer. Schlichtes, doch gepflegtes Interieur begrüßt die neugierigen Augen. Ein weicher Teppich legt sich jenen zu Füßen, die aus der Dusche im hinteren Bereich des Raumes treten, schmiegt sich wärmend um die frisch gebadeten Zehen und lässt keinerlei Kälte hindurchdringen. In einem kleinen Schrank finden sich frische Handtücher neben ordentlich zusammengefalteten Bademänteln. Zwei Haken an der Tür bieten sich an, den genutzten Stoff zum Trocknen entgegenzunehmen, wobei zumeist einer davon bereits von einem weiteren Bademantel belegt ist. Ein doppeltes Waschbecken stellt den wohl einzig erkennbaren „Luxus“ in diesem Raum dar und wird von zwei Handtuchhaltern flankiert. Eine stets warme Halterung an der Wand bietet sich den genutzten Badetüchern an, dient jedoch auch gerne dazu, an kalten Tagen die Bademäntel vorzuwärmen, um die Wärme nach einer dampfenden Dusche noch eine Weile länger genießen zu können.
Zurück auf dem Flur blicken einem nur noch zwei unbekannte Räume entgegen. Jener am Ende des Ganges, einst über Jahre hinweg von den Großeltern wohnlich gemacht und für Übernachtungen der Enkel vorbereitet, dient derzeit nur noch als Abstellkammer für allerlei Krimskrams, der entweder selten Verwendung findet, oder den man schlichtweg zu faul war, die zahlreichen Stufen hinunter in den Keller zu bringen.
Jene letzte Tür auf der linken Seite des Flures, unmittelbar neben dem Badezimmer, führt den Gast in das private Schlafzimmer des Pubbesitzers. Ein großes Bett, zu beiden Seiten flankiert von weichen Teppichen, helle Vorhänge an den Fenstern, die bei jedem Luftzug zart über den Boden gleiten und dem Raum angenehme Helligkeit verleihen. Mehrere kleine Kerzen finden sich auf den beiden Nachttischen und sorgen für Licht während der dunklen Stunden. Die Schublade eines der Tischchen ist bereits belegt – mehrere unbeschriftete Phiolen sind darin verborgen. Risikofreudige merken rasch, dass es sich um einen schnellwirkenden Schlaftrank handelt. Eigens von Féilim gebraut, lässt er jeden, der ihn einnimmt, in einem tiefen, traumlosen Schlaf versinken.
Eine einzelne grüne Ecke fängt den Blick. Efeu rankt sich von oben hinab, doch verharrt ungewöhnlich bescheiden nur auf einem kleinen Teil der Wand, kaum mehr als ein kräftiger Farbklecks, der gelegentlich umherschweifende Blicke auf sich zieht. Es ist, als habe man der Pflanze ausschließlich diese Fläche zur Verfügung gestellt, ohne dass sie es je wagte, ihre Wurzeln weiter auszubreiten. Was zunächst wie schlichte, magische Dekoration wirkt, wandelt sich bei genauerer Betrachtung jedoch in etwas viel Bedeutsameres. Erst dann ist der vermeintliche Efeu als das zu erkennen, was er wirklich ist: Eine Ranke aus unzähligen tiefgrünen Kleeblättern. Magie lockt die Pflanze, lässt sie sich recken, ausbreiten über die Wand hin zu jener ausgestreckten Hand, die im Stillen nach ihr ruft. Mehr und mehr Kleeblätter entwachsen den Ranken, bilden ein Netz, verharren, doch nur, um an anderer Stelle wieder zu gedeihen. Zwischen ihnen zeigen sich vereinzelt Blüten – zumeist eine für jedes Kleeblatt, bis zum Ende der Ranke, wo sie groß und kräftig, doch häufig ohne Blumen wachsen. Schließen sich die Finger um ein solches Kleeblatt, so reckt es sich, wird größer, bis es die Handfläche des Rufenden ausfüllt und in seiner Mitte ein Bild offenbart. Sanft umschlungen vom tiefen Grün der Pflanze blickt dem Betrachter jener O‘Reilly entgegen, mit dessen Geburt auch der Ranke ein neues Kleeblatt entwuchs. Ein Shamrock für jedes Leben, für jedes Kind, das den Namen Reillys trägt. Unabhängig seines Blutes, gleichgültig jedweder Errungenschaften wird ihre Erinnerung gewahrt – auf ewig eingebettet in das Grün ihrer Heimat und der Liebe ihrer Verwandten. Eine Blüte für jeden Verstorbenen, demselben Stiel entwachsen und eng an das zugehörige Kleeblatt geschmiegt, als spende es ihm in zarter Berührung Trost. Im Kern tiefrot, nach außen hin in strahlendes Weiß gebettet, wo Liebe und Trauer aufeinandertreffen – stets vermisst, doch nie vergessen.